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Galgant - Galangae rhizoma [DAC 2004]

Stammpflanze: Alpinia officinarum HANCE / Galgant [Fam. Zingiberaceae / Ingwergewächse]. Synonyme: Languas officinarum (HANCE) FARW. Dt. Synonyme: Es existieren nur wenige ältere Synonyme für diese in Südchima heimische Art, die sich überwiegend von der gebräuchlichen Bezeichnung Galgant ableiten. Zu diesen zählen Aganzwurz, Galgenwurz, Galgenwottel und Gallerjahn. Englisch: Chinese-ginger, lesser galanga, lesser galangal.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Ausdauernde, 60 bis 150 cm hohe Pflanze mit horizontal kriechendem Rhizom, das auf der Rückseite Blätter trägt, die es scheidenförmig umgreifen. Im Abstand von etwa 6 bis 10 Blättern entwickelt sich ein aufrechter Blütenschaft, der fast bis zur Spitze von den Blattscheiden umhüllt wird. Die Blätter sind lineal-lanzettlich und bis 30 cm lang. Die meist hellrosa gefärbten Blüten finden sich lockeren Trauben. Die Blumenkrone ist vorne dreilappig und unten röhrig.

Verbreitung: Heimisch in den südchinesischen Provinzen Guangdong und Guangxi. Der Anbau erfolgt heute besonders auf Sri Lanka, in Vietnam, Indien und Thailand.

Droge: Das getrocknete, ganze oder zerkleinerte Rhizom von Alpinia officinarum HANCE, das einen Mindestgehalt an ätherischem Öl von 5 ml/kg aufweist (entspr. 0,5 Prozent).

Beschreibung der Droge: Das Rhizom ist zylindrisch, 1 bis 2 cm dick, bis 8 cm lang, rotbraun, zum Teil verzweigt und durch weißliche, gekräuselte Niederblattreste quer geringelt. An den Enden sind gelegentlich Reste der Stengel zu finden, auf der Unterseite Wurzelnarben und vereinzelt Wurzeln. Die Bruchstellen sind zähfaserig und braunrot gefärbt. Im Querschnitt ist eine dicke Rinde zu erkennen, die einen relativ kleinen Zentralzylinder umschließt. Im Zentralzylinder liegt dicht gedrängt die Hauptmenge der Leitbündel. Die Schnittdroge ist gekennzeichnet durch unregelmäßig geformte, braunrote, außen dunkelbraune Rhizomstücke. An der Außenfläche größerer Stücken ist manchmal die weißliche Querringelung zu erkennen. Die Bruchstücke sind auf den Innenflächen durch Faserreste ausgefranst.

Geruch und Geschmack: Aromatischer Geruch und scharf würziger Geschmack.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Fieberwurzel. Englisch: Galangal Root, Chinese Ginger, China root, East Indian root. Lateinisch: Rhizoma Galangae minoris, Radix Galangae minoris.

Herkunft: Ausschließlich aus dem Anbau. Drogenimporte erfolgen vor allem aus Südchina, Thailand und Indien.

Gewinnung der Droge: Zur Drogengewinnung werden mindestens 4 Jahre alte Pflanzen herangezogen, deren Rhizom ausgegraben wird. Dieses wird gewaschen, in 5 bis 8 cm lange Stücke geschnitten und getrocknet, wobei es sich infolge einer Phlobaphenbildung rotbraun verfärbt.

Inhaltsstoffe: Ätherisches Öl: Gehalt 0,3 bis 1,5 %. Bestandteile sind überwiegend Sesquiterpenkohlenwasserstoffe und Sesquiterpenalkohole, daneben auch Monoterpene wie Pinen, 1,8-Cineol und Eugenol. Diarylheptanderivate: Zahlreiche Verbindungen, darunter 5-Hydroxy- 7-(4-hydroxyphenyl)- 1-phenyl- 3-heptanon, (3R,5R)-1- (4-Hydroxyphenyl)- 7-phenyl- 3,5-heptandiol, 5-Hydroxy-1- (4-hydroxy- 3-methoxyphenyl)- 7-(4-hydroxyphenyl)- 3-heptanon, 1-(4-Hydroxy- 3-methoxyphenyl)- 7-phenyl- 3,5-heptandiol und 5-Hydroxy- 7-(4-hydroxy- 3-methoxyphenyl)- 1-(4-hydroxyphenyl)- 3-heptanon. Phenylpropanderivate: Derivate des Chavicols, bei denen es sich um Substanzen mit ungesättigter Seitenkette ohne Carboxylgruppe handelt und die häufig als Glykoside vorliegen wie z. B. Chavicol-ß-D-glucopyranosid = 1-O-ß-D-Glucopyranosyl- 2-hydroxy- 4-allylbenzen. Sonstige Bestandteile: u. a. ß-Sitosterol- 3-O-ß-D-6- palmitoylglucosid, Fette, Zucker, Gerbstoffrot und reichlich Stärke.

Wirkungen: Spasmolytisch, antiphlogistisch und antibakteriell. Die antiphlogistische Wirkung beruht auf einer Hemmung der Prostaglandinsynthese. Wässrige und methanolische Extrakte bewirkten ferner eine Hemmung der Säuresekretion im Magen, Kämpferid, ß-Sitosterol-3-O-ß-D-6-palmitoylglucosid und einzelne der oben genannten Diarylheptanderivate im Tierversuch eine Hemmung eines durch Kupfersulfat induzierten Brechreizes und das 1'-Acetoxychavicolacetat eine Tumorhemmung.

Anwendungsgebiete: Dyspeptische Beschwerden, Appetitlosigkeit.

Volkstümliche Anwendungsgebiete: In der chinesischen traditionellen Medizin wird Galgant als Aromatikum, Stomachikum, Analgetikum und Antiemetikum verwendet. Weitere Anwendungsgebiete in der südostasiatischen Medizin sind Rheuma, Bronchialkatarrh und Atembeschwerden, besonders bei Kindern. Außerdem wird die Droge als Tonikum, Stimulans und Aphrodisiakum verwendet. Ein Nachweis der Wirksamkeit liegt für die Mehrzahl der genannten Indikationsgebiete nicht vor.

Gegenanzeigen: Keine bekannt.

Unerwünschte Wirkungen: Keine bekannt.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.

Dosierung und Art der Anwendung: Die Anwendung erfolgt in Form von Phytopharmaka, der Tinktur oder Arzneitees. Die mittlere Tagesdosis beträgt für die Tinktur 2 bis 4 g und für die Droge 2 bis 4 g. Zur Teebereitung wird 0,5 bis 1 g der fein geschnittenen oder grob gepulverten Droge (1 Teelöffel entspr. etwa 2 g) mit 1 Tasse kochendem Wasser übergossen, 5 bis 10 Minuten bedeckt stehen gelassen und anschließend durch ein Teesieb gegeben. Mehrmals täglich eine Tasse vor oder nach den Mahlzeiten trinken.

Sonstige Verwendung: Als Gewürz zur Herstellung von Magenbitterschnäpsen sowie von alkoholfreien oder alkoholarmen Getränken mit bitterem Geschmack.


Bilder:

Galgant ist wie alle Ingwergewächse eine ausdauernde, immergrüne, krautige Pflanze mit Rhizom und großen, ganzrandigen, zweizeilig angeordneten Blättern. Die zygomorphen Blüten sind in lockeren Trauben angeordnet, die sich am Ende der bis 1,5 m hohen, von den Blattscheiden dicht eingehüllten Stengel befinden.


Literatur: Deutscher Arzneimittelcodex (DAC) 2004; Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis, Vollständige (Vierte) Neuausgabe, Springer-Verlag, Berlin Heidelberg New York 1969; Hänsel R, Sticher O, Steinegger E, Pharmakognosie - Phytopharmazie, Springer Verlag, Berlin Heidelberg 1999; Ly TN, Yamauchi R, Shimoyamada M, Kato K, Isolation and structural elucidation of some glycosides from the rhizomes of Smaller Galanga (Alpinia officinarum Hance), J. Agric. Food Chem. 50 (2002): 4919-4924; Marzell H, Wörterbuch der Deutschen Pflanzennamen, Verlag S. Hirzel, Leipzig 1943; Monografie der Kommission E, Bundes-Anzeiger Nr. 173 vom 18.09.1986 (Berichtigung 13.03.1990); Schilcher H, Kammerer S, Leitfaden Phytotherapie, Urban & Fischer, München Jena 2003; Shin D, Kinoshita K, Koyama K, Takahashi K, Antiemetic principles of Alpinia officinarum, J. Nat. Prod. 65 (2002): 1315-1318; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN) [Online Database]; Wichtl M (Hrsg.), Teedrogen und Phytopharmaka, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2002.


© Thomas Schöpke