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Schwarzer Tee - Theae nigrae folium

Stammpflanze: Camellia sinensis (L.) O. KUNTZE / Teestrauch [Fam. Theaceae / Cameliengewächse]. Synonyme: Camellia assamica (J. W. MASTERS), Camellia bohea (L.) SWEET, Camellia chinesis (SIMS) KUNTZE, Camellia oleosa (LOUR.) REHDER, Camellia thea LINK, Camellia viridids (L.) SWEET, Thea bohea L., Thea cantonensis LOUR., Thea chinensis SIMS, Thea sinensis L., Thea viridis L. Englisch: Tea plant.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Immergrüner, reich verzweigter, in wildem Zustand baumartig werdender Strauch mit wechselständigen, ledrigen, grob-gesägten Blättern. Die weißen oder schwach rosa gefärbten Blüten besitzen einen Durchmesser von 3 bis 5 cm. Die Blütenhülle besteht aus 5 bis 7 Kelch- und ebenso vielen Kronblättern. Die zahlreich vorhandenen Staubblätter sind mit den Kronblättern am Grunde verwachsen. Aus dem dreifächrigen Fruchtknoten entwickelt sich eine 1 bis 1,5 cm große, grünlich-braune, holzige Kapsel, die 1 bis 3 braune, glatte Samen enthält.

Verbreitung: Als ursprüngliche Heimat der heute nicht mehr natürlich vorkommenden Pflanze gelten die Bergregionen im Südwesten Chinas. Kulturen sind in China bereits seit Jahrtausenden kultiviert. Angebaut wird Tee insbesondere in tropischen Gebieten Asiens mit einer Mindestniederschlagsmenge von 1300 mm im Jahr (Indien, China, Sri Lanka, Japan), daneben auch auf anderen Kontinenten.

Droge: Die von mindestens 3 Jahre alten Pflanzen gewonnenen, sehr jungen, nur wenig ledrigen, flaumig behaarten Blätter, welche anschließend einer Fermentation unterworfen wurden.

Beschreibung der Droge: Praktisch nur als Schnittdroge vorkommend. Diese besteht aus rotbraunen bis nahezu schwarzen, stark eingerollten Blattstückchen und aus Stengelanteilen oder aus einem groben Pulver. Zur weiteren Identifizierung ist ein Aufweichen der Droge angebracht. Durch Vergrößerung infolge des Quellungsprozess ist dann in der Regel der gekerbt-gezähnte Blattrand erkennbar..

Geruch und Geschmack: Schwach aromatischer Geruch und leicht zusammenziehender, etwa bitterer Geschmack.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Tee. Englisch: Tea.

Herkunft: Ausschließlich aus dem Anbau. Hauptlieferländer sind Indien, Sri Lanka und China.

Gewinnung der Droge: Durch Rollen oder Schneiden der noch feuchten Blätter werden zunächst die intakten Zellstrukturen zerstört und dadurch der Fermentationsprozess eingeleitet. Dieser wird nach einigen Stunden durch Erhitzen (Inaktivierung der Enzyme) unterbrochen.

Inhaltsstoffe: Purinalkaloide: Bis 4 % Coffein, bis 0,2 % Theobromin und bis 0,04 % Theophyllin. Fermentationsprodukte der Catechine: Bis 2 % Theaflavine (für die Farbe der Droge verantwortliche, orangerote Substanzen) und 20-30 % Thearubigene (= Theaflagalline, rotbraun gefärbte Substanzen mit Gerbstoffcharakter, die Molmassen von 1.000 bis 40.000 Dalton aufweisen). Weitere Bestandteile: Geringe Mengen an Saponinen und Carotinoiden, freie Aminosäuren und Mineralstoffe. Zu den während des Fermentationsprozesses gebildeten Aromastoffen zählen 2-Methyl-hept-2-en-6-on, α-Ionon und ß-Ionon, Linalooloxide und Geraniol.

Wirkungen: Coffeinwirkungen: Verringerung des Schlafbedürfnisses, Erhöhung der Aufmerksamkeit, Verbesserung des Wahrnehmungsvermögens für sensorische Reize und des Konzentrations-, Reaktions- sowie Lernvermögens. Am Herzen positiv inotrop. Thearubigene: Allgemeine Gerbstoffwirkung mit sekretionseinschränkendem und resorptionshemmendem Effekt.

Anwendungsgebiete: In der Volksheilkunde infolge Coffeingehalts als Anregungsmittel und infolge des Gerbstoffgehalts als Mittel gegen Durchfall.

Gegenanzeigen: Nicht anzuwenden in der Schwangerschaft, Stillzeit sowie bei Kindern unter 12 Jahren sowie nicht bei Darmverschluss und akut-entzündlichen Erkrankungen des Darmes.

Unerwünschte Wirkungen: Bei magenempfindlichen Personen kann es zu Reizerscheinungen im Magen kommen. Bei längerer Anwendung von Teeaufgüssen mit hohem Gehalt an Gerbstoffen ist Verstopfung möglich..

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Infolge der adstringierenden Wirkung der Gerbstoffe kann die Resorption von Arzneistoffen verzögert werden. Weiterhin ist durch Komplexbildung mit stickstoffhaltigen Arzneimitteln eine Reduzierung deren Bioverfügbarkeit möglich.

Dosierung und Art der Anwendung: Als Teeaufguss 1 Teelöffel mit sprudelndem kochendem Wasser übergießen. Bei Verwendung als Stimulans 3 Minuten ziehen lassen (Coffein überwiegend extrahiert, Gerbstoffe kaum), zur Verwendung als Antidiarhoikum 10 Minuten ziehen lassen.

Sonstige Verwendung: In der Pharmazie zur großtechnischen Gewinnung von Coffein (eingesetzt werden die Abfälle der Teeproduktion) und im Haushalt als Getränk bzw. Genussmittel.


Bilder:

Der Teestrauch ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. Die immergrünen, grob gesägten Blätter sind im älteren Zustand derb und ledrig. Aus diesem Grund werden zur Gewinnung hochwertiger Teesorten nur die jungen Blätter an den Zweigspitzen gepflückt. Ebenso wie die zur gleichen Gattung gehörende Camellienblume (Camellia japonica) besitzt auch der Tee große Blüten mit zahlreichen Staubblättern (s. Abbildung).


Literatur: Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis, Band 4, Drogen A-D, Springer-Verlag, Berlin Heidelberg New York 1993; Netsch M, Kreuter MH, Der grüne Tee (Camellia sinensis), Zeitschrift für Phytotherapie 24 (2003): 197-202; Sellerberg U, Schwarzer und grüner Tee - Gesunder Genuss, PTA-Forum 2004, Heft 9, S. 24-27.


© Thomas Schöpke