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Brennnesselwurzel - Urticae radix [DAB 1999]

Stammpflanzen: Urtica dioica L. / Große Brennnessel und Urtica urens L / Kleine Brennnessel. [Fam. Urticaceae / Brennesselgewächse]. Synonyme: Urtica dioica: Urtica major KANITZ, Urtica urens maxima BLACKW. Urtica urens: Urtica minor FUCHS, Urtica minor MOENCH, Urtica urens minima DOD. Dt. Synonyme: Urtica dioica: Haarnessel, Hanfnessel, Scharfnessel, Tausendnessel. Urtica urens: Eiternessel.

Botanische Beschreibung der Stammpflanzen: Urtica dioica ist eine ausdauernde, 30 bis 150 cm, zuweilen bis 2,5 m hohe Pflanze mit einem stielrunden, ästigen, kriechenden Wurzelstock. Der Stengel ist vierkantigen und mit Borstenhaaren besetzt. Weiterhin besitzt er ebenso wie die Laubblätter Brennhaare. Die gestielten Laubblätter sind gegenständig angeordnet, eiförmig-länglich, gespitzt, am Grunde herzförmig oder abgerundet und besitzen einen gesägten Rand. Die kurzen Brennhaare sind angedrückt und finden sich auf beiden Seiten der Spreite. Überwiegend diözisch. Die männlichen Blütenstände sind auch nach dem Verblühen aufrecht und tragen kurze Seitenäste, die weiblichen Blütenstände besitzen etwas längere Seitenäste, die nach der Befruchtung hängen. Urtica urens ist eine einjährige, 10 bis 60 cm hohe monözische Pflanze. Die gelblichweiße Wurzel ist spindelförmig, der Stengel aufrecht und vierkantig, einfach, nur gelegentlich ästig. Abgesehen von den Brennhaaren sind keine weiteren Haare vorhanden. Die gesamten oberirdischen Teile sind dicht mit Brennhaaren besetzt, die zugleich der einzige Haartyp sind. Die lang gestielten Laubblätter sind gegenständig angeordnet und oberseits dunkelgrün sowie glänzend. Mit einer Länge von maximal 5 cm und einer Breite von bis zu 4 cm ist die Blattspreite erheblich kleiner als bei Urtica dioica. Die Form ähnelt der obigen Art, jedoch sind die Spreiteneinschnitte im Verhältnis zur Größe wesentlich tiefer (geschnitten gesägt), so dass die Endzähne kaum größer als die seitlichen Zähne sind. Blütenstände kurz, höchstens 2 cm lang, stets zu 2 in den Blattachseln, mit vielen weiblichen und wenigen männlichen Blüten.

Verbreitung: Urtica dioica ist eine nahezu kosmopolitische Ruderalpflanze der gemäßigten Breiten. Demzufolge lediglich fehlend in den Tropen und in Polargegenden, ferner nicht in Südafrika, den Balearen und auf Kreta. Bevorzugt auf nährstoffreichen Böden wie Schutt- und Müllplätzen, ferner auf Ödland, an Häusern, Zäunen, Wegrändern, Flussufern, feuchten Stellen in Wäldern, an Weideplätzen von Vieh und in Hecken und Gebüschen. U. urens ist eine kosmopolitische Ruderalpflanze, die lediglich in der Arktis, Indien und Südafrika fehlt. Die Standorte ähneln denen von Urtica dioica, jedoch werden allgemein kalkreiche Böden bevorzugt. In Mitteleuropa inzwischen relativ selten.

Droge: Die getrockneten Wurzeln.

Geruch und Geschmack: Praktisch geruch- und geschmacklos.

Herkunft: Überwiegend durch Sammlung aus Wildvorkommen in mittel- und osteuropäischen Ländern.

Inhaltsstoffe: Polysaccharide, ß-Sitosterol, Sitosterolglucosid, Scopoletin, ca. 0,1 % eines Lectins (UDA = Urtica-dioica-Agglutinin), Lignane, Ceramide, Fettsäuren, Monoterpendiole und deren Glucoside sowie Gerbstoffe.

Wirkungen: Erhöhung des Miktionsvolumens, Erhöhung des maximalen Harnflusses, Erniedrigung der Restharnmenge.

Anwendungsgebiete: Miktionsbeschwerden im Frühstadium bzw. den Stadien I bis II der benignen Prostatahyperplasie (BPH).

Gegenanzeigen: Keine bekannt.

Unerwünschte Wirkungen: Gelegentlich leichte Magen-Darm-Beschwerden.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.

Dosierung und Art der Anwendung: Zur Teebereitung einen gehäuften Teelöffel (ca. 1,5 g) grob gepulverter Brennnesselwurzel mit kaltem Wasser übergießen, zum Sieden erhitzen, etwa 1 min im Sieden halten, 10 min bedeckt stehen lassen und dann durch ein Tuch oder Teesieb geben. Mittlere Tagesdosis: 4-6 g Droge.


Bilder:

Einfachstes, jedoch nicht immer verlässliches Unterscheidungsmerkmal der zwei auch in Mitteleuropa vorkommenden Brennnesselarten ist die Größe der Pflanzen (s. Abbildung von Urtica dioica links oben und von U. urens rechts oben). Wesentlich sicherer zu unterscheiden sind die Pflanzen anhand der Blattform und der Länge der Blütenstände: Urtica dioica besitzt eiförmig-längliche Blätter mit gesägtem Blattrand und meist deutlich über 2 cm lange Blütenstände (s. Abbildung links unten), Urtica urens eine erheblich tiefer eingeschnittene Blattspreite und maximal 2 cm lange Blütenstände (s. Abbildung rechts unten).


Literatur: Siehe Monographie "Urticae folium" sowie Monografie der Kommission E, Bundes-Anzeiger Nr. 173 vom 18.09.86 (Berichtigung 17.01.91, 13.03.90, 02.03.89).


© Thomas Schöpke