Zur Startseite ...

Bärentraubenblätter - Uvae Ursi folium [Ph. Eur. 5. Ausgabe, Grundwerk 2005]

Stammpflanze: Arctostaphylos uva-ursi (L.) SPRENG. / Bärentraube [Fam. Ericaceae / Heidekrautgewächse]. Synonyme: Arbutus uva-ursi L., Arctostaphylos media GREENE, Arctostaphylos officinalis WIMM., Arctostaphylos procumbens PATZKE, Mairania uva-ursi DESV., Uva-ursi buxifolia S. F. GRAY, Uva-ursi procumbens MOENCH. Dt. Synonyme: Mehlbeere, Moosbeere, Sandbeere, Wilder Buchsbaum, Wolfstraube. Englisch: Bearsgrape, Mountain box, Red-berry, Redberried trailing Arbutus, Rockberry, Uplant cranberry.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Kleiner Strauch mit niederliegenden, zu mehreren aus einer Wurzel entspringenden, wurzelnden, reichverzweigten, bis 1 m langen Stämmchen und Ästen, die nahezu rasenbildend sind. Die blütenlosen Äste flach ausgebreitet, die blütentragenden aufsteigend. Blätter immergrün, ledrig, derb, ganzrandig, ca. 2 cm lang und 1 cm breit, länglich-verkehrt eiförmig, oben breit gerundet, unten in den kurzen Stiel verschmälert, oberseits dunkelgrün, unterseits blassgrün. Blüten kurzgestielt, in wenigblütigen Trauben, mit kurzen, bis 1 mm langen Kelchblättern und ca. 6 mm langen, verwachsenen, weißen oder rötlichen Kronblättern.

Verbreitung: In Europa von Spanien und Italien bis zum Nordkap und Island, im gemäßigter und Dauerfrostzone Asiens im Osten bis Ostsibirien, im Süden bis in den Kaukasus, Altai und Himalaya, USA, Kanada, Guatemala.

Droge: Die getrockneten, ganzen oder geschnittenen Blätter, die bezogen auf die getrocknete Droge einen Mindestgehalt an wasserfreiem Arbutin von  7,0 % aufweisen (bestimmt mittels HPLC).

Beschreibung der Droge: Je nach Herkunft weisen die ledrigen und durch eine feine Netznervatur gekennzeichneten Bärentraubenblätter eine relativ große Variabilität auf. Die Oberseite der Blätter ist mehr oder weniger glänzend und dunkel- bis gelblichgrün, die Unterseite matt und blassgrün. Weiterhin können rötlichbraun verfärbte Blätter vorkommen. Die Blattspreite ist mit Ausnahme sehr junger Blätter unbehaart, ganzrandig, spatelförmig oder verkehrt eiförmig und etwa 0,7 bis 2,5 cm lang. Unten verschmälert sich die Spreite in den ca. 1 bis 5 mm langen Blattstiel.

Geruch und Geschmack: Schwacher, eigenartiger Geruch und zusammenziehender, schwach bitterer Geschmack.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Achelblätter, Achelkraut, Bärenkraut, Moosbeerenblätter, Sandblätter, Steinbeerenblätter, Wolfsbeerenblätter. Englisch: Bearberry leaves, Ptarmiganberry leaves. Lateinisch: Folia Uvae-ursi.

Herkunft: Aus Wildvorkommen besonders Spaniens, Italiens, Tirols und der Schweiz, ferner Skandinaviens, Polens, Russlands und Bulgariens.

Inhaltsstoffe: Durchschnittlich bis 12, gelegentlich bis 15 % Phenolglykoside, darunter insbesondere Arbutin und, je nach Herkunft der Droge, nennenswerte Mengen an Methylarbutin, weitere Hydrochinonderivate (Gallussäureester von Arbutin, freies Hydrochinon) nur in geringen Konzentrationen. Ferner freie Gallussäure, Flavonoide und Gallotannine.

Wirkungen: In vitro antibakterielle Aktivität gegen verschiedene Mikroorganismen.

Anwendungsgebiete: Entzündliche Erkrankungen der ableitenden Harnwege. Zur Unterstützung bei der Therapie von Blasen- und Nierenbeckenkatarrhen. In der Volksheilkunde zahlreiche weitere Anwendungsgebiete, bei denen es sich um verschiedenste Erkrankungen des Urogenitaltraktes handelt. Für diese Anwendungen fehlen jedoch wissenschaftliche Belege.

Gegenanzeigen:  Während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern unter 12 Jahren dürfen Bärentraubenblätter nicht angewendet werden. Ohne Rücksprache mit dem Arzt keine lang andauernde Anwendung.

Unerwünschte Wirkungen: Bei magenempfindlichen Personen können Übelkeit und Erbrechen auftreten. Bei Anwendung über einen längeren Zeitraum besteht die Gefahr des Auftretens von Leberschäden.

Wechselwirkungen: Keine gemeinsame Anwendung mit Mitteln, die zur Bildung eines sauren Harns führen (Gefahr der Wirkungsabschwächung bzw. des Wirkungsverlusts).

Dosierung und Art der Anwendung: Angewendet werden die klein geschnittene Droge und Drogenpulver für Aufgüsse oder Kaltmazerate sowie unter standardisierten Bedingungen hergestellte flüssige und feste Darreichungsformen. Soweit nicht anders verordnet beträgt die Einzeldosis 3 g Droge bzw. 100-210 mg Hydrochinon-Derivate, berechnet als wasserfreies Arbutin. Die Anwendung sollte bis zu 4 x täglich erfolgen. Zur Teebereitung 3 g Droge mit ca. 150 ml kochendem Wasser übergießen und nach 15 min durch ein Teesieb geben. Zur Herstellung eines Kaltwassermatzerats wird mit kaltem Wasser übergossen und 6 bis 12 Stunden Ziehen gelassen. Zur Alkalisierung des Harns und besseren Hydrochinonfreisetzung wird gleichzeitige Zufuhr von reichlich pflanzlicher Nahrung oder gleichzeitige Gabe von Natriumhydrogencarbonat empfohlen.


Bilder:

Arctostaphylos uva-ursi: Die polsterbildende Art besitzt mehr oder weniger waagerecht verlaufende, blütenlose Triebe sowie aufsteigende bis aufrechte, blütentragende Zweige mit typischer Braunrotfärbung (s. Abbildung links). Die kleinen aber dennoch recht dekorativen Blüten sind in kurzen, endständigen, überhängenden Trauben angeordnet (s. Abbildung rechts).


Literatur: Europäisches Arzneibuch, 5. Ausgabe, Grundwerk 2005; Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis, Band 4, Drogen A-D, Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg-New York 1992; Köhler's Atlas der Medizinal-Pflanzen, Band 1, Gera 1887; Monografie der Kommission E, Bundes-Anzeiger Nr. 109 vom 15.06.1994.


© Thomas Schöpke