Eisenkraut - Verbenae herba [DAC 2004] | |||||
Stammpflanze: Verbena officinalis L. / Echtes Eisenkraut [Fam. Verbenaceae / Eisenkrautgewächse]. Synonyme: Keine gebräuchlich. Dt. Synonyme: Kaum gebräuchlich. Lediglich veraltete oder lokal begrenzte Bezeichnungen wie Eisengekräudich, Isekrut, Eisernhart, Eisenhart, Isenhart, Isenbart, Eisenknopf, Stahlkraut (alle von Eisenkraut abgeleitet), Taubenkraut, Taubenlieb, Taubenhart, Wieselblut, Katzenblut, Venusblut, Segenkraut, Heiligkraut, Krauskraut, Feldcypresse oder Ackerstiel. Englisch: common verbena, common vervain, holy wort, peristerian wort, vervain. |
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Botanische Beschreibung der Stammpflanze:
Einjährige bis mehrjährige, relativ derbe Kräuter mit spindelförmiger, ästiger,
weißlicher Wurzel und gegenständigen Blättern. Die Stengel sind ausgeprägt
steif, aufrecht, etwa 30 bis 75 cm hoch, unten oft verholzend und kahl, im
oberen Teil ästig verzweigt, auf 2 Seiten rinnig vertieft und im Bereich der
Blüten zunehmend drüsig behaart. Die kleinen, unteren Laubblätter sind
länglich, grob gekerbt und in den kurzen Stiel verschmälert. Die mittleren
Laubblätter sind ebenfalls kurz gestielt, grob gekerbt und zunehmend fiederspaltig mit einem größeren, länglichen, bis 6 cm langen Endlappen. Die
obersten Blätter sind lanzettlich, ungeteilt und ungleichmäßig gekerbt bis
ganzrandig. Die trüb grüne, steife | |||||
Verbreitung: Meist Ruderalstandorte wie Straßenränder besiedelndes Kraut mit nahezu kosmopolitischer Verbreitung. Exakte Heimat unbekannt, vermutlich jedoch im Mittelmeergebiet. Heute verbreitet in fast ganz Europa, in weiten Teilen des gemäßigten und tropischen Asiens, in Amerika in zahlreichen Staaten der USA, in Nord- und Mittel-Mexiko und auf den Großen Antillen sowie ferner in Australien. Darüber hinaus lokal in weiteren Regionen der Erde eingebürgert. |
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Droge: Die zur Blütezeit gesammelten, getrockneten, ganzen oder geschnittenen Laubblätter und oberen Stengelabschnitte von Verbena officinalis L. |
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Beschreibung der Droge: Die Ganzdroge besteht aus den 30 bis 75 cm langen, im oberen Bereich verzweigten Stengeln und den daran sitzenden, gegenständig angeordneten Blättern. Die Stengel sind steif, grau- bis braungrün gefärbt, kahl, vierkantig mit rauen Kanten im oberen Teil, auf zwei Seiten mit Rinnen und im unteren Bereich teilweise verholzt. Die mattgrünen, am Rand und besonders auf den Nerven der Unterseite borstig behaarten Blätter unterscheiden sich je nach Position am Stengel: Die unteren sind klein, kurz gestielt, länglich und grob gezähnt mit tieferen Einschnitten in der Mitte, die mittleren mit keilförmigem Grund ebenfalls kurz gestielt, größer, dreispaltig mit größerem, länglichem, bis 6 cm langem Mittellappen und lineallänglichen, ungleich gekerbten seitlichen Lappen, die obersten ungestielt, ungeteilt, länglich lanzettlich und unregelmäßig gezähnt bis ganzrandig. Die kleinen Blüten befinden sich in vielblütigen, end- oder achselständigen, am Ende verlängerten, drüsig behaarten Ähren, die wiederum eine Rispe bilden. Der Kelch ist ca. 2 mm lang, röhrenförmig, 4- oder 5zähnig und dicht drüsig behaart. Die 3 bis 5 mm lange, blasslila gefärbte Krone besteht aus einer gekrümmten Röhre und einem abstehendem, fünfspaltigem, undeutlich zweilippigem Saum. Die zwei längeren und zwei kürzeren Staubblätter sind ebenso wie der oberständige, vierfächrige Fruchtknoten einschließlich kurzem Griffel und zweispaltiger Narbe in der Kronröhre verborgen. Die Früchte zerfallen in vier 1,5 bis 2 mm lange, länglich walzenförmige, braune Teilfrüchte, die auf der Innenseite warzig sind und außen eine Netzstruktur aufweisen. Die nur sehr wenig Nährgewebe enthaltenden Samen sind auf der Innenseite gefurcht. Die Schnittdroge besteht vornehmlich aus kleinen, matt graugrünen Blattstücken sowie aus grau- bis braungrünen, im Querschnitt viereckigen, längs gerillten Stengelstücken. Weiterhin sind vereinzelt Teile der Blütenrispe, Fruchtähren und die braunen Spaltfrüchte vorhanden. |
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Geruch und Geschmack: Nahezu geruchlos. Geschmack zusammenziehend und bitter. |
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Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Taubenkraut, Katzenblutkraut, Sagenkraut. Englisch: Common vervain, European vervain, verbena, Vervain Herb, Peristerian Wort, Holy Wort. Lateinisch: Herba Verbenae, Herba Columbariae, Herba Sanguinalis. |
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Herkunft: Überwiegend aus dem Anbau in osteuropäischen Ländern. Ferner auch aus der Wildsammlung in Südosteuropa. |
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Inhaltsstoffe: Überwiegend Iridoide und Phenylethoidglykoside. Iridoide: Gehalt in Abhängigkeit von der Herkunft stark schwankend von durchschnittlich 0,2 bis 0,5 % bis hin zu über 2 %. Nachgewiesen wurden bislang Verbenalin (Gehalt 0,05 bis ca. 2,1 %), Hastatosid (0,2 %), Dihydrocornin (0,07 %) Phenylethanoide: Im Durchschnitt 1- 2 %, maximal 7 %. Verbascosid (= Acteosid; Gehalt ca. 1,6 %), Eucovosid (= Leucosceptosid A), Isoverbascosid (0,1 %), Martynoid (0,06 %) Flavonoide: Unter den Flavonoiden finden sich die 7-O-Glucoside des Luteolins und Pedalitins, das Apigenin-7-O-glucuronid, -7-O-diglucuronid (0,3 %) und -7-O-galacatosid und die 7-O-Diglucuronide des Luteolins (0,3 %) und Acacetins (0,03 %) sowie in geringen Mengen die zuckerfreien methoxylierten Flavone Artemetin, Sorbifolin, Pedalitin und Nepetin sowie ferner Quercetin, Kämpferol und 4'-Hydroxywogonin. Sonstige Inhaltsstoffe. Geringe Mengen Adenosin und ß-Carotin, nach älteren Angaben ferner Schleimstoffe und Tannine. |
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Wirkungen: Sekretolytisch, antitussiv, antiphlogistisch, antibakteriell, antiviral, immunmodulierend und unteruskontrahierend. Die Mehrzahl der genannten Wirkungen beruht auf den Ergebnissen von Experimenten, bei denen weder Positivkontrollen verwendet noch die eingesetzten Extrakte genau definiert wurden. Zur antiphlogistischen Wirkung liegen Ergebnisse aktuellerer Untersuchungen vor, bei denen die äußere Anwendung von Zubereitungen, die 3 % eines 50proz. methanolischen Extraktes enthalten, beim durch Carrageenan induzierten Ödem einen vergleichbaren Effekt wie Piroxicamgel zeigten. |
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Anwendungsgebiete: Ausschließlich in der Volksheilkunde verwendet, jedoch in sehr vielfältiger Weise. Innerlich erfolgt eine Anwendung u. a. bei Erkrankungen und Beschwerden im Bereich der Mund- und Rachenschleimhaut (Angina, Halsschmerzen), bei Erkrankungen der Atemwege (Husten, Asthma, Keuchhusten), bei Erschöpfungszuständen und nervösen Störungen, gastrointestinalen Problemen wie Verdauungsstörungen, Leber- und Gallenerkrankungen sowie Gelbsucht sowie bei Erkrankungen und Beschwerden im Bereich der Niere und ableitenden Harnwege. Weiterhin auch gebraucht bei gynäkologischen Problemen wie klimakterischen Beschwerden, unregelmäßiger Periode, schmerzhafter Periode sowie zur Förderung der Milchsekretion bei Stillenden. Darüber hinaus auch gebraucht bei rheumatischen Erkrankungen, Gicht, Stoffwechselstörungen und sogenannter Bleich- und Wassersucht. Äußerlich wird die Eisenkraut u. a. insbesondere als Gurgelmittel bei Erkältungen und bei Erkrankungen im Mund- und Rachenraum angewendet. Weiterhin beschrieben ist ein Gebrauch bei Hautleiden wie chronischen Ekzemen und Flechten, zur Behandlung von Sonnenbrand und kleineren oberflächlichen Verbrennungen, bei Arthritis, Rheumatismus, Verrenkungen und Quetschungen. Ein klinischer Nachweis der Wirksamkeit ist für keines der genannten Indikationsgebiete gegeben. Aufgrund der Ergebnisse neuerer pharmakologischer Untersuchungen erscheint die Verwendung bei gastrointestinalen Beschwerden, als Wundheilmittel und bei den neurologischen Anwendungsgebieten plausibel. Gleiches gilt aufgrund des in einzelnen Herkünften deutlich höher als zunächst angenommenen Gehalts an Iridoiden auch für den Gebrauch bei Erkrankungen im Bereich der Mund- und Rachenschleimhaut und der Atemwege. |
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Gegenanzeigen: Nicht bekannt. |
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Unerwünschte Wirkungen: Nicht bekannt. |
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Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Nicht bekannt. |
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Dosierung und Art der Anwendung: Zur Teebereitung 1,5 g fein geschnittenes Eisenkraut (etwa ein gut gehäufter Teelöffel) mit kochendem Wasser übergießen, 5 bis 10 Minuten ziehen lassen und dann abseihen oder durch ein feines Teesieb geben. Tee bis zu 3x täglich trinken. Bei Verwendung eines mit 25proz. Ethanol hergestellten Fluidextraktes 2 bis 4 ml einnehmen und bei Verwendung der mit 40proz. Ethanol hergestellten Tinktur ebenfalls bis 3x täglich 5 bis 10 ml einnehmen. Für die äußerliche Anwendung Auszüge von 5 bis 10 g Eisenkraut mit 1 Liter Wasser herstellen. |
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Bilder: | |||||
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Literatur: Calvo MI, Anti-inflammatory and analgesic activity of the topical preparation of Verbena officinalis L.; J Ethnopharmacol. 107 (2006): 380-2; Chen GM, Zhang JY, Zhang XP, Liu HM, Studies on chemical constituents of flavonoid from Verbena officinals, Zhong Yao Cai. 29 (2006): 677-9, ref PubMed; Deutscher Arzneimittelcodex (DAC) 2004; Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis, Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg-New York; Lai SW, Yu MS, Yuen WH, Chang RC, Novel neuroprotective effects of the aqueous extracts from Verbena officinalis Linn., Neuropharmacology 50(2006): 641-50, ref. Pub PMID: 16406021; Marzell H, Wörterbuch der Deutschen Pflanzennamen, Verlag S. Hirzel, Leipzig 1943; Monografie der Kommission E, Bundes-Anzeiger Nr. 22a vom 01.02.1990; Pflanzenporträt Eisenkraut, Z. Arzn. Gew. Pfl. 7 (2002): 392; Speroni E, Cervellati R, Costa S, Guerra MC, Utan A, Govoni P, Berger A, Muller A, Stuppner H, Effects of Differential Extraction of Verbena officinalis on Rat Models of Inflammation, Cicatrization and Gastric Damage, Planta Med. 73 (2007): 227-35; Tian J, Zhao YM, Luan XH, Studies on the chemical constitutents in herb of Verbena officinalis, Zhongguo Zhong Yao Za Zhi 30 (2005): 268-9, ref PubMed PMID: 15724402; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN) [Online Database]. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. URL: http://www.ars-grin.gov/var/apache/cgi-bin/npgs/html/taxon.pl?41164 (16 June 2004); van Wyk BE, Wink C, Wink M, Handbuch der Arzneipflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2004; Wichtl M (Hrsg.), Teedrogen und Phytopharmaka, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2002. |
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